Vergessenen Maulbeerbäume
und ein besonderer Lebensraum
Das verlassene und teilweise zugewucherte Bahnhofsgelände und die einsame Bahnhofstraße bilden einen besonderen Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Fledermäuse fühlen sich in den alten Gemäuern besonders wohl. Schwalben brüten unter den Dachvorsprüngen. Auf den trockenen Ruderalflächen und im Gleisbett tummeln sich im Sommer die Zauneidechsen. Im südlichen Bereich des Geländes gibt es eine große Sanddornhecke die vielen Tieren Schutz bietet und Vögeln im Herbst mit köstlichen Beeren versorgt. Durch den Bau der benachbarten Logistikhalle wurden die Fasane von der ehemaligen großen Wildwiese verdrängt und suchen jetzt öfter Schutz auf dem Bahngelände. Auch Feldhasen suchen hier Unterschlupf.
An der westlichen Seite der Bahnhofstraße, gegenüber dem Bahnhof befindet sich eine beeindruckende Maulbeerbaumreihe mit über 30 Einzelbäumen in dichtem Unterbewuchs. Bei dem geschützten Biotop handelt sich um eine „baumüberschirmte Hecke naturnaher Ausprägung“. Die Maulbeerbäume sind insbesondere wegen ihres kulturhistorischen Werts erhaltenswert.
Der Maulbeerbaum ist eine Nutzpflanze, die im 18. Jahrhundert zur Seidenraupenzucht verwendet wurde. Die ersten Maulbeerbäume wurden aufgrund eines Edikts des Königs Friedrich des II. zur Anlage von Maulbeerplantagen im Jahre 1744 in Potsdam gepflanzt. Bis auf wenige Restexemplare ist der Maulbeerbaum fast vollständig aus den brandenburgischen Kulturlandschaften verschwunden. Inzwischen werden andernorts Maulbeerbäume als Ausgleichsmaßnahme neu angepflanzt.
Neben dem historischen Wert gelten Maulbeerbäume als wertvolles Vogelnährgehölz. Die Früchte sind vitaminreich und essbar und lassen sich zum Beispiel zu Marmelade verarbeiten.
Auf der Grünfläche gegenüber der Bahnhofsiedlung befindet sich ein geschützter alter Eichenbestand.